Rückblick und Ausblick

Gründung der Gruppe im Herbst 2019, zuerst zwei Treffen um Ideen zu sammeln, Zusammenführung dieser Ideen bei einem Vernetzungstreffen mit Schulleitung und LernbegleiterInnen im November 2019; Einteilung in verschiedene Unterarbeitsgruppen:

  • Petitionsgruppe
  • Aktionsgruppe
  • KommIn (=Kommunikation intern)
  • Film-, Interviews-, Diskussionsveranstaltungsgruppe
  • Gruppe Kontakte

Die Gruppen arbeiteten eigenverantwortlich an der Umsetzung ihrer Aufgaben, dazwischen gab es immer wieder größere Austauschtreffen. Bis Februar 2020 haben wir einiges geleistet: Unter anderem die Entwicklung eines Logos und eine einheitliche Erscheinung, den Aufbau einer Website, ein toller Film über das notenfreie Lernen an der Integrativen Lernwerkstatt Brigittenau und die Sammlung von mehr als 2.500 Unterstützungsunterschriften für die Einreichung einer Parlamentarischen BürgerInneninitiative. Die Gesamtkoordination der Gruppe und die Kommunikation auch über die Schul- und Bundesländergrenzen hinweg mit Initiativen aus Vorarlberg, Salzburg und Wien übernahmen Margharita Dunner und Barbara Trautendorfer.

Österreichweiter Schulterschluss bei Unterschriftenübergabe

Die Einreichung der Parlamentarischen Bürger*inneninitiative erfolgte schließlich – nach einigen nötigen Verschiebungen durch Corona – am 5. Juni 2020 gemeinsam mit drei anderen Initiativen (Gemeinsam.Zukunft.Lernen, Institut für lebendiges Lernen, Nicht über die Köpfe unserer Kinder hinweg). Wir haben so einen österreichweiten Schulterschluss gegen die verpflichtenden Ziffernnoten und für die Wahlfreiheit bei der Art der Leistungsbeurteilung gezeigt.

Die Einreichung der Parlamentarischen Bürger*inneninitiative am 5. Juni 2020.

Im Anschluss gab es eine Pressekonferenz und die Übereinkunft der Initiativen, auch weiterhin zusammenarbeiten zu wollen.

99 Luftballons und ein Notendino gegen den Notenzwang

Und so kam es, dass auch zu Schulschluss noch einmal akkordierte Aktionen in den Bundesländern stattfanden. Schüler*innen der ILB schrieben Briefe an Bundesminister Faßmann, in denen sie erklärten warum sie eine notenfreie Leistungsbeurteilung besser finden.

Da das Bildungsministerium unser Anliegen nicht hörte, schickten wir die Briefe postalisch und symbolisch mit 99 Luftballonen am 1. Juli in den Himmel und zum Bildungsminister. An diesem Tag wurde die Parlamentarische BürgerInneninitiative auch im Unterrichtsausschuss des Parlaments behandelt. Ein echter Notendino sollte bei der Aktion zeigen, dass Ziffernnoten genauso ins Museum gehören wie die Dinosaurier. Zum Luftballonstart kamen auch die Abgeordneten Sonja Hammerschmid (SPÖ) und Martina Künsberg-Sarre (NEOS). Auch die Abgeordnete Sybille Hamann (Grüne) sicherte uns ihre Unterstützung zu. Unser Antrag, zur Wahlfreiheit der Art der Leistungsbeurteilung zurückzukehren, wurde im Unterrichtsausschuss vertagt.

Auch in Salzburg ließen Eltern, PädagogInnen und Kinder am zentralen Mozartplatz Luftballone steigen um auf unsere Forderung zum Schulschluss hinzuweisen.

Eine Woche später, versammelten sich in Vorarlberg rund 200 Schüler*innen, Eltern und PädagogInnen der Lustenauer Volksschule Kirchdorf vor ihrer Schule und hatten sogar eine umgedichtete Variante des Liedes „99 Luftballons“ auf Lager: „99 Luftballons, auf ihrem Weg zum Bildungsmann/hielt dieser für ein Schießgewehr und machte gleich auf Gegenwehr“.

Insgesamt standen und stehen diese vier Initiativen für rund 23.000 Unterschriften, die in verschiedenen Petitionen gegen den Notenzwang und für Entscheidungsfreiheit an den Schulen gesammelt wurden. Mit unseren Aktionen haben wir einen österreichweiten Schulterschluss gezeigt und veranschaulicht, dass der Wunsch nach Wahlfreiheit bei der Art der Leistungsbeurteilung kein Randthema ist und auch nichts mit Kuschelpädagogik zu tun hat.

Die Parlamentarische Bürger*inneninitiative

Die Einreichung der Parlamentarischen Bürger*inneninitiative „Die Ermöglichung der alternativen Leistungsbeurteilung ohne Noten im Rahmen der Schulautonomie. (25/BI) erfolgte am 5. Juni 2020.

In mehreren Sitzungen des Petitionsausschusses wurden Stellungnahmen von verschiedenen Stellen eingeholt, die darin – bis auf das Bildungsministerium – unserer Forderung beipflichten und sie unterstützen.

Am 17. März wurden nur fünf Petitionen und Bürger*inneninitiativen ausgewählt, um persönlich ein Statement vor den Abgeordneten des Petitionsausschusses abzugeben. Unsere Initiative war eine davon! Im Anschluss an das Hearing, wurde unser Anliegen dem Bildungsausschuss zugewiesen. Ein Etappenerfolg, denn nun ist unser Anliegen dort, wo es thematisch hingehört. Außerdem berichtete Sibylle Hamann am 24. März von unserem Anliegen im Nationalrat:

Sibylle Hamann berichtete daraufhin am 24. März im Nationalrat über unser Anliegen aus dem Petitionsausschuss.

Ausblick

Was für viele Schüler*innen bereits im letzten Jahreszeugnis Realität wurde, steht uns an der ILB noch bevor: Auch hier müssen 2021 im Jahreszeugnis für die Kinder der zweiten Schulstufe erstmals verpflichtend Ziffernnoten vergeben werden.

Es wurde bereits in vielen Studien und Untersuchungen bewiesen, dass es die Notenwahrheit nicht gibt. Noten motivieren auch nicht, sie wirken nicht lernförderlich. Die Leistung, ausgedrückt in einer Ziffernnote, schafft maximal einen Vergleich zu einer sehr engen Bezugsgruppe – nämlich der eigenen Klasse. Was Ziffernnoten aber gut können, ist Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Auch wenn es neben der Ziffernnote eine differenziertere Beurteilung gibt, konzentrieren sich alle nur noch auf die eine Zahl. Noten machen (unnötigen) Druck – bei den Schüler*innen, bei den Eltern, bei den Pädagog*innen. Und niemand lernt gut unter Druck.

Damit sich die positiven Effekte einer differenzierten Leistungsbeurteilung, an der ILB ist es das KEL-Gespräch (Kinder-Eltern-Lehrer*innen-Gespräch), weiterhin entfalten können, haben Eltern und Schulleitung vereinbart, die Notenzeugnisse an der Schule zu verwahren.