Dieser offene Brief des Elternvereins der ILB zur Neuverteilung des Stundenkontingents an den Wiener Pflichtschulen richtet sich an Entscheidungsträger*innen und Politiker*innen. Gerne kann er geteilt, verbreitet und weitergeleitet werden! Ihr findet ihn unten als .pdf zum Download.

Die Nachricht, dass an den Wiener Pflichtschulen die Lehrer*innenstunden neu verteilt werden, hat auch an der ILB und vor allem bei uns Eltern für Aufregung gesorgt. Denn wie an vielen Schulen, führt das auch an der ILB unterm Strich zu einem Minus bei den Lehrer*innenstunden. Ab Herbst, so war die ursprüngliche Berechnung, sollten wir mit 3 Lehrer*innenstellen weniger auskommen, für das Jahr 2022/23 war die Prognose aber wirklich düster! Je nachdem ob und in welchem Ausmaß der Übergangszuschlag und Stunden für Mehrstufenklassen gewährt werden, wird der Wegfall von gar 7 bis 12 Lehrer*innen befürchtet! Das hätte zur Folge, dass das bewährte und erfolgreiche Konzept von durchgängigen Mehrstufenklassen und gelebter Inklusion, nicht mehr in dieser Form aufrecht zu erhalten wäre. Eine Katastrophe für die Kinder an der ILB und auch für uns Eltern!

Nun haben wir erfahren, dass ein Teil dieser negativen Auswirkungen insofern abgeschwächt wurde, als zusätzliche Stunden gewährt bzw. zugesagt wurden. Das finden wir sehr erfreulich!

Gleichzeitig wollen wir aber unseren Wunsch nach Planungssicherheit betonen! Ein zusätzlich gewährtes Stundenkontingent ist zwar für den Moment gut, kann aber jederzeit wieder wegfallen. Damit das jahrzehntelang erfolgreiche Schulmodell an der ILB, von dem so viele Schüler*innen, Eltern und Pädagog*innen überzeugt sind und das über die Bezirksgrenzen hinaus bekannt ist auch weiterhin so gelebt werden kann, braucht die Schule ausreichend gesicherte Mittel!

Dass „Brennpunktschulen“ mehr Ressourcen bekommen sollen, finden wir absolut richtig! Gerade als im 20. Bezirk lebende Eltern sind wir uns bewusst, dass gute Bildung für ALLE Kinder alternativlos ist! Dennoch sind wir der festen Überzeugung, dass keine Schule in besonderem „Luxus“ gelebt/gearbeitet hat oder unfaire Vorteile hatte. Ein fixes zusätzliches Stundenkontingent für Integrations-Mehrstufenklassen ist kein „Nice-to-have“, es ist Bedingung für das Funktionieren! Wenn ein Kind erst nach zwei Jahren bemerkt, dass seine Freundin eine „Behinderung“ hat wird klar, mit welcher Selbstverständlichkeit an der ILB ein JEDES Kind angenommen wird – so wie es ist – mit all seinen Stärken und Schwächen. Und wenn man sieht, wie stolz ein „I-Kind“ einem jüngeren Kind etwas erklärt, dann versteht man auch den unschätzbaren Mehrwert von tagtäglich gelebter Inklusion in Verbindung mit Mehrstufenklassen.

Deshalb appellieren wir neuerlich: nehmen Sie bei der Kontingentverteilung Anpassungen vor, damit Inklusion, Mehrstufenklassen, Muttersprachenförderung etc. flächendeckend und langfristig ermöglicht und abgesichert werden! So viel Geld wurde in der Krise bereits ausgegeben, Stichwort „Koste es, was es wolle“. Wir können uns keine sinnvollere Anwendung dieser Maxime vorstellen als in der Bildung! Bitte reden Sie mit den Direktorinnen und Direktoren, den Pädagoginnen und Pädagogen. Hören Sie ihnen zu und fragen Sie nach, was sie für ihre Arbeit brauchen und zollen Sie so ihrem Einsatz während der Corona-Krise Anerkennung.